Über mich

R.M. Kampfmann
Breitlacher Str. 64
60489 Frankfurt am Main
Telefon 069 – 789 69 74
Mobil – 0174 – 218 45 78
Mail: kontakt@couture-atelier.de

Fotografie: Stefan Freund


Abendkleider, genäht wie gemalt

„Meine Sachen sind nicht sexy”: In einem Atelier im Frankfurter Westend macht Rosa Maria Kampfmann Mode für Frauen, die beim Ausgehen angezogen bleiben.

Frankfurt. Auch die Schauspielerin Hannelore Elsner hat sich am Schaufenster schon die Nase platt gedrückt. Leider sei sie aber nicht hereingekommen, bedauert Ladenbesitzerin Rosa Maria Kampfmann.

Seit Februar dieses Jahres fertigt und verkauft die Schneiderin in Frankfurt in einem Atelier an der Feldbergstraße vor allem Abendkleider und dazu passende Mäntel.

Abendkleider? Eigentlich sind es kleine Kunstwerke aus unterschiedlichsten Seidenvariationen, Duchesse-Seide, Jacquardgewebe, Organza, Crèpe satin, ein oder höchstens zweifarbig.

Ihre Stoffe kann Kampfmann nur bei zwei deutschen Lieferanten beziehen, bei Barth & Könenkamp in Bremen und bei Fucotex in Augsburg. Alle anderen Firmen bestehen auf Mindestbestellmengen von bis zu 300 Meter Stoff. „Da nähe ich ja noch in zwanzig Jahren dran”, sagt Kampfmann. Ein Hauch von Verzweiflung ist auch spürbar, wenn sie sagt, sie müsse erst langsam lernen, „nicht nur ein guter Handwerker, sondern auch eine gute Geschäftsfrau zu sein”.

Anregungen holt sich Kampfmann nicht nur bei den Gemälden Hans Holbeins des Jüngeren mit seiner üppigen und detailverliebten Darstellung der Kleidung der Portraitierten. Begeistert spricht sie (…) von den Symbolisten und den Präraffaeliten. Fernand Knopff und Edward Burne-Jones sind ihre Propheten, Maler geheimnisvoller Frauen mit verschleiertem Blick, gern auch als halbe Katze, Frauen, die ein wenig elegisch in der Welt herumstehen und für jede Projektion ihres Betrachters gut sind.

Kampfmann dagegen (…) hat eine ganz solide Ausbildung genossen. Nach ihrer Lehre und einigen Berufsjahren als Schneiderin qualifizierte sie sich mit einem Zusatzstudium als Bekleidungstechnikerin. Sie wurde Modellmacherin in einer Lederfirma (…) und arbeitete dann bis 2005, acht Jahre lang bei Sphinx Couture in Wiesbaden, wo sie Kleidung neu nähte, aber auch Stücke änderte. Durchaus mit Respekt vor Kollegen wie Albrecht Ollendiek: „Super verarbeitet einfach traumhaft”.

Sich selbst betrachtet sie nicht einmal als Designerin. „Ich empfinde mich als Handwerkerin. Vielleicht Kunsthandwerkerin?” belacht sie ihre Selbsteinschätzung. Tatsächlich näht sie Einzigartiges, Kleider mit hinreißender Silhouette von vornehmer und nicht im mindesten verstaubter Eleganz, die aus jedem Ballbesuch einen dramatischen, niemals vulgären Auftritt machen. „Meine Sachen sind nicht sexy”, sagt die Frau, die geradezu entsetzt ist, wenn die offenbar von der inzwischen üblichen Nacktheit auf roten Teppichen vollkommen verdorbene Betrachterin die transparenten Abendmäntel ein paar Sekunden lang für die Kleider selbst hält. Und doch verspricht die am Körper seidig entlangfließende Garderobe Kampfmanns jeder Frau anstrengungslose, katzenartige Bewegungsfreude und die Gewißheit, über alle Geschmackszweifel erhaben zu sein. Frauen, die keine prominenten Balldauergäste sind und nicht von bekannten Designern gratis angezogen werden, können sich in Rosa Maria Kampfmanns Schöpfungen absolut sicher fühlen. „Die üblichen Abendkleider sind oft so verhuscht”, sagt sie. Oder eben recht gewöhnlich, was viele Frauen mit modischer Extravaganz verwechselten. Vermeintliche Sicherheit gibt der ungeübten Ballbesucherin dann oft der Griff zu angesagten Marken, die selten günstiger als Kampfmanns Preise sind. Bei Kampfmann gibt es zudem die Option auf ein Gesamtkunstwerk, sie fertigt auch Abendtaschen und Stolen an.

Zu ihrem Bedauern muß sie noch eine Trennung von Atelier und Showroom hinnehmen, was sich ändern soll (…). So nutzt sie mittwochs und donnerstags die Nachmittage, an denen sie im Showroom auch für unangemeldete Kundinnen präsent ist, zum Aufsticken von Perlen, die sie seit Jahren sammelt. Ornamente sind neben ihrer Liebe zur zeitlosen Eleganz der Frauen auf den Gemälden des 19. Jahrhunderts ihre zweite Leidenschaft. In die methodische Schönheit von Mustern und Arabesken kann sie sich stundenlang vertiefen, ohne der Gefahr der Überfrachtung ihrer Kleider zu verfallen. Eher schon der Gefahr der Selbstausbeutung, der so viele Perfektionisten erliegen. Denn wieviel Zeit sie die Anfertigung dieser kleinen Extras kostet, will sie lieber gar nicht erst nachrechnen. Am Ende bleibt eine kleine Stickerei auf dem Gürtel oder auf der Spange Über dem Dekolleté, bleibt vielleicht eine selbstgedrehte Stoffrose als „das höchste der Gefühle”. Anderen „Kram” wie sie das nennt, wird man auf Rosa Maria Kampfmanns Entwürfen vergeblich suchen, zum Glück.

FAZ vom 09. Juli 2006 von Dorothea Friedrich